Mit Aper startet der Luzerner Industriedesigner Fabian Furrer ein neues Kapitel in der Outdoorwelt. Sein erstes Produkt, das APEX1, ist ein Zelt, das von Grund auf für Bikepacking entwickelt wurde – extrem leicht, ultrakompakt und reparierbar.

Wir konnten einen Prototyp des Aper APEX1 testen – und sind vom kompakten Packmass, der hochwertigen Verarbeitung und dem einfachen Handling überzeugt.

Kurz nach dem Kickstarter-Launch am 7. Oktober 2025 haben wir mit Fabian über die Idee hinter Aper, die Entwicklung des APEX1 und seine Vision für die Zukunft gesprochen.

Apex 1 mit Batticuore Sour Pasta Party
Prototyp von Apex1 featuring Sour Pasta Party


Fabian, was war der Moment, in dem dir klar wurde: Es braucht ein Zelt, das von Grund auf für Bikepacking entwickelt ist – und wie bist du dann an die Idee für das APEX1 herangegangen?

So wirklich einen bestimmten Moment gab es nicht. Das APEX1 ist eher aus einer persönlichen Design-Challenge entstanden, die ich mir selbst gestellt habe. Ich war neugierig, ob es mir gelingt, eine Zeltstruktur zu entwickeln, die das Material effizienter nutzt und dadurch kompakter verstaubar wird, ohne Kompromisse beim Raumgefühl oder Wetterschutz einzugehen.

Ich habe mit ganz unterschiedlichen Zeltstrukturen experimentiert, über viele Jahre verteilt. Immer wieder habe ich Prototypen genäht, sie auf Bikepacking-Touren mitgenommen, getestet und Schritt für Schritt verbessert. Das war ein sehr spielerischer, iterativer Prozess, der mir einfach grossen Spass gemacht hat, weil man ständig dazulernt und sieht, wie sich jede kleine Veränderung auswirkt.

Ein Zelt ist für mich ein unglaublich spannendes Objekt. Einerseits ist es ein technisches Thema: Wie erzeugt man eine stabile Struktur, wie verteilt man Spannung, wie schafft man mit möglichst wenig Material einen belastbaren Raum? Andererseits hat ein Zelt auch etwas sehr Emotionales. Es bietet Schutz, Geborgenheit und ein Stück Zuhause an Orten, wo man eigentlich keines hat. Ich finde, draussen zu übernachten ist immer noch etwas Besonderes, fast Archaisches. Und genau dieses Spannungsfeld zwischen Technik, Funktion und emotionalem Wert hat mich an dieser Aufgabe so gereizt.

Was lange eine persönliche Design-Challenge war, ist mit der Zeit und dem vielen positiven Feedback von Testern zu einem ernsthaften Projekt geworden und schliesslich zum APEX1, das ich nun mit Aper auf den Markt bringe.

Einfach aufgestellt

Ihr habt ein eigenes Verfahren entwickelt, um die Komprimierbarkeit von Materialien zu messen. Kannst du erklären, wie dieser Test funktioniert und weshalb er für euch so zentral ist?

Ich stand während der Materialauswahl vor einer ganz einfachen, aber entscheidenden Herausforderung: Es gibt keinen standardisierten Messwert für Komprimierbarkeit. Wenn ich also mit Stofflieferanten über mögliche Materialien spreche, kann ich nicht einfach sagen: „Ich brauche einen Stoff mit Komprimierbarkeitswert X.“
Zum einen war ich neugierig, zu verstehen, wie sich die unterschiedlichen Stoffe im Zelt, also Aussenzelt, Boden oder Moskitonetz, tatsächlich verhalten. Zum anderen musste ich eine Methode entwickeln, um diese Unterschiede überhaupt messbar und vergleichbar zu machen.

Darum habe ich einen eigenen Test aufgebaut, der sich möglichst nah an realen Bedingungen orientiert. Grundlage war der mitgelieferte Compression Bag mit einem Durchmesser von etwa 10 cm. Ich bin von einem maximalen Druck von rund 60 Kilogramm ausgegangen, also dem, was entsteht, wenn man sich mit dem Körpergewicht auf das verpackte Zelt lehnt. Diesen Maximalwert habe ich in vier Stufen aufgeteilt: 15 kg, 30 kg, 45 kg und 60 kg. Diese Kräfte habe ich auf einen kleineren Zylinder übertragen, in den der Stoff eingespannt und mit einem definierten Druckkolben komprimiert wird.

So konnte ich nicht nur feststellen, wie stark sich ein Stoff maximal verdichten lässt, sondern auch, wie schnell er unter Druck kollabiert. Das war ein wichtiger Punkt, denn ein Stoff, der sich leicht und gleichmässig zusammenpressen lässt, ist auch im Alltag angenehmer zu handhaben, zum Beispiel wenn man das Zelt einfach zurück in den Packsack stopft.

Über viele Messreihen konnte ich dann eingrenzen, welche Materialien grundsätzlich das grösste Potenzial haben. Natürlich spielt die Dicke des Gewebes eine Rolle, aber ein ebenso grosser Einfluss kommt von der Beschichtung, ihrer Dicke und Art. Eine PU-Beschichtung verhält sich ganz anders als eine Silikonbeschichtung, und auch die Webstruktur, also wie dicht das Gewebe ist oder wie gross das Ripstop-Grid, beeinflusst das Ergebnis deutlich.

Als Resultat dieser Arbeit verwende ich nun beim APEX1 einen 20-Denier-Stoff mit Silikonbeschichtung, der sich so gut komprimieren lässt wie ein 10-Denier-Stoff, also mit halb so starker Garnstärke, gleichzeitig aber die Weiterreissfestigkeit und Robustheit eines klassischen 20-Denier-Gewebes bietet. Damit kombiniert der Stoff Langlebigkeit mit hoher Komprimierbarkeit.

Beim APEX1 setzt du auf unbedruckte Stoffe und genähte statt geklebte Nähte. Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Reparierbarkeit für dich persönlich und für Aper als Marke?

Nachhaltigkeit spielt für mich eine grosse Rolle, aber ich sehe sie sehr praktisch. Jedes Produkt hat einen CO₂-Footprint in der Herstellung, das lässt sich nicht vermeiden. Entscheidend ist für mich, wie sich dieser Initial-Footprint über die Lebensdauer verteilt, also der Footprint pro Nutzung. Auch bei Ultraleichtzelten ist Langlebigkeit ein zentraler Faktor, um den ökologischen Aufwand der Herstellung wirklich zu rechtfertigen.
Aus meiner Erfahrung mit Life-Cycle-Analysis-Programmen wie dem Higg Index weiss ich, dass sich der Einsatz von recycelten Materialien in der Regel positiv auf den initialen Footprint auswirkt. Diese Tools zeigen jedoch nicht, wie sich eine eventuell kürzere Lebensdauer auf den tatsächlichen Footprint pro Nutzung auswirkt. Wenn ein Stoff weniger reissfest ist und das Produkt dadurch früher ersetzt werden muss, kann der Gesamteffekt schnell ins Gegenteil kippen.

Deshalb verfolge ich bei Aper einen pragmatischen Ansatz: Massnahmen, die die Lebensdauer verlängern, haben Vorrang. Beim APEX1 ist das Aussenzelt ungefärbt, was die CO₂-Bilanz in der Herstellung um rund 30 Prozent verbessert, ohne die Performance zu beeinträchtigen. Und dank der Material- und Nahtkonstruktion ist das Zelt gleichzeitig besonders langlebig.

Die Nähte sind wasserfest, obwohl sie nicht getaped sind. Möglich macht das eine Kombination aus doppelseitiger Silikonbeschichtung, imprägniertem Garn und optimal gewählter Nadelstärke. Wenn die Nähnadel den Stoff durchsticht, schliesst sich das Silikon sofort wieder um den Faden, ähnlich wie Reifenplug beim Fahrrad. Dadurch wird die Naht ausreichend dicht, ohne zusätzliches Seam-Sealing oder Taping, die oft zu Schwachstellen führen, besonders bei häufigem Komprimieren.

So entsteht ein langlebiges, reparierbares Produkt mit verbessertem Footprint, bei dem jedes Detail darauf ausgelegt ist, die Lebensdauer zu maximieren und den ökologischen Aufwand über viele Jahre sinnvoll zu verteilen.

Das Zelt wurde bei Rennen wie dem Silk Road Mountain Race und von bekannten Bikepackern getestet. Welche Erkenntnisse aus diesen Einsätzen haben das finale Design am stärksten beeinflusst?

Im Silk Road Mountain Race, in dem Alex Kopp unter die Top 10 gefahren ist, musste sich das Zelt leicht handhaben lassen, verlässlich schützen und für erholsame Nächte sorgen, und genau das hat sehr gut funktioniert. Seine Rückmeldungen nach dem Silk Road Mountain Race waren durchweg positiv. Entsprechend gab es keine grundlegenden Änderungen an der Struktur oder Dimensionierung. Eine kleine Anpassung haben wir aber vorgenommen: Der Boden wurde an der Rückseite etwas höher gezogen, um bei starkem Regen noch besseren Wind- und Spritzwasserschutz zu bieten. Selbst wenn das Zelt morgens gefroren war, hat es die Spannung hervorragend gehalten, was eine schöne Bestätigung für die Stabilität der Konstruktion war.


Am 7. Oktober ist eure Kickstarter-Kampagne gestartet. Was dürfen Unterstützerinnen und Unterstützer konkret erwarten – und welche Vision hast du für Aper über das APEX1 hinaus?

Die Kampagne läuft mittlerweile, und es ist unglaublich schön zu sehen, wie viel positives Feedback schon gekommen ist. Jetzt, wo mehr Bilder, Videos und Hintergrundinfos draussen sind, bekommt man hoffentlich auch ein Gefühl dafür, wer hinter dem Projekt steht und dass das Zelt wirklich von Bikepackern für Bikepacker gemacht ist. Das war von Anfang an die Idee.

Mit Aper möchte ich eine Marke aufbauen, die ganz nah an der Community ist. Für mich bedeutet das, Dinge nicht im stillen Kämmerlein zu entwickeln, sondern transparent zu bleiben, Erfahrungen zu teilen und die Leute auch an diesem Prozess teilhaben zu lassen. Ich glaube, genau daraus entstehen die besten Produkte, wenn man sie zusammen mit den Menschen entwickelt, die sie später auch wirklich nutzen.

Das APEX1 ist erst der Anfang. Die Vision ist, mit den Learnings aus dieser Entwicklung weitere Zelte zu schaffen, die genauso durchdacht und kompakt sind, und eine Zeltmarke aufzubauen, die sich konsequent auf die Bedürfnisse von Radreisenden spezialisiert.

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Vielen Dank, Fabian, für das Gespräch und den spannenden Einblick in die Entwicklung des APEX1. Wer das Projekt unterstützen möchte, findet alle Infos und den Start der Kickstarter-Kampagne auf Kickstarter.

Über Fabian Furrer:
Der Luzerner Industriedesigner verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Outdoorbranche und war zuvor Design Lead bei Mammut. Mit Aper verbindet er seine berufliche Expertise mit seiner Leidenschaft für lange Bikepacking-Abenteuer.

apergear.com